911S, 2.2, Bj.'70 - vom Kauf zum ersten Rennen


Ort & Zeit: Europa 2004/2005



Vom Kauf zum ersten Rennen


Jörn hat sich einen Wunsch erfüllt und ist von seinem braven, silbernen 911 T, 2.4, Bj. '73 umgestiegen auf einen reinrassigen, gelben 911 S, 2.2, Bj. '70 Renner. Was so alles zwischen Kauf und erstem Rennen passiert ist, schildert er uns nachfolgend. Eine Geschichte mit europäischer Dimension :)



Der Kauf


Im Oktober letzten Jahres war es endlich soweit. Nach langem Suchen, diversen Besichtigungen und einem Kauf mit Rückabwicklung habe ich ihn endlich gefunden: einen gelben 1970´er 2.2l S - (fast) fertig hergerichtet für den historischen Rennsport d.h. mit getunter Maschine, kurzer Getriebeübersetzung, Sperrdifferenzial, Überrollkäfig, Sicherheitstank etc. Das Auto stammt ursprünglich aus Italien und hat dort die 2000/2001er Hillclimb Championship gewonnen.


Im Gegensatz zu manch anderem stolzen Besitzer eines gelben 11er fand ich die Farbe von vorn herein ziemlich gut ;-))


Anmerkung: "Manchmal muß man sich eben erst aneinander gewöhnen, um eine innige Verbindung einzugehen :))"


Gefunden hab ich ihn bei der Firma Classic Car Collection einem schweizer Internethändler. Die Seite sieht zwar abschreckend aus, die Autos sind aber immer einen Blick wert. Das Fahrzeug selber stand dann wiederum bei einem Händler in Frankreich (Cannes). Die Bilder wie sie im Internet waren, könnt ihr nebenan sehen.


Schweizer Vermittler, französicher Händler und italienischer Vorbesitzer - das kann ja eigentlich nur schiefgehen, oder?! Nach intensiven Vorverhandlungen (von sauteuer auf teuer) habe ich beschlossen die 1.300 km (one way) zu fahren und mir das Kisterl anzusehen. Freitag hin, Samstag zurück, ein Riesenspaß. Doch der Weg sollte sich lohnen, auch wenn es am Anfang ganz anders aussah. Angeblich war unser Besuch angesagt und der Händler vorbereitet.


Als wir den Laden schließlich gefunden haben, wurden wir von einem finster dreinblickenden Herren empfangen, der uns mit den Worten empfing "Er weiß von nix, heute ist geschlossen und wir sollen am


Montag wiederkommen" - genau wie man sichs vorstellt). Nach etwas Diskussion durften wir dann doch rein, aber das Auto stand ganz hinten in der Halle und hatte einen Platten - Probeffahrt also ausgeschlossen. Der Wagen an sich war für den reinen Rennbetrieb aufgebaut, d.h. einen Concours kann man damit nicht gewinnen, aber er war technisch top und die Substanz war klasse. Zumindest war es auch möglich, den Motor laufen zu lassen und was zu hören war, war auch durchaus zufriedenstellend.


Ein aktuelles Leistunsdiagramm lag zudem auch vor. Ach ja, nachdem er dann mal aufgetaut ist, war der Händler übrigens doch noch recht freundlich :)


Zurück in Deutschland habe ich die Verhandlungen wieder aufgenommen und schließlich zugeschlagen - obwohl ich mir geschworen hatte, nie ein Auto ohne Probefahrt zu kaufen. Aber zumindest wurde mir Unfall- und Schadenfreiheit zugesichert ...).



Der Import


Überführen habe ich das Fahrzeug von einem kleinen Privatunternehmer lassen, das war günstiger als bei einer Spedition und außerdem wußte ich, daß er mit dem Fahrzeug gut umgehen würde. Zudem hat er vor Annahme die noch ausstehende Probefahrt für mich gemacht.




Bis ich den Wagen zum TÜV bringen konnte, waren noch einige Kleinreparaturen fällig (neue Reifen, Elektrik, etc.). Mangels Zeit hat sich das über den ganzen Sommer hingezogen und so konnte ich das Auto im Oktober zum ersten mal vorfahren. Obwohl der Wagen in Italien bereits zugelassen war, mußte eine Einzelabnahme gemacht werden.



Nachdem ich aus zahlreichen Erfahrungsberichten wußte, daß das als Privatperson relativ schwierig werden kann, habe ich die TÜV Abnahme über eine Werkstatt gemacht die soetwas regelmäßig durchführt - gut investiertes Geld, denn es hat auf Anhieb geklappt. Aufgrund der zahlreichen Sondereintragungen (von Haubenhalter bis Überrollkäfig) war das insgesamt allerdings kein wirklich billiges Unterfangen.


Next Step ist dann die Zulassung. Wenn man alle erforderlichen Papiere hat, geht alles relativ schnell und reibungslos. Bei einem Import aus Italien werden folgende Papiere benötigt:


- Reisepaß oder Personalausweis
- Ausländische Fahrzeugpapiere im Original (bei Italienern das sogennannte PRA und noch eine beglaubigte (!) Kopie des italienischen Fahrzeugbriefes
- Versicherungsbestätigung (Doppelkarte)
- Auszug aus dem zentralen Fahrzeugregister des Kraftfahrt Bundesamt (die sogenannte KBA)


Die Bescheinigung kann schriftlich und formlos beim Kraftfahrt-Bundesamt angefordert werden:
Postfach 20 63
24932 Flensburg
oder per Fax 0461 / 3161650
oder per E-Mail Referat22"hier@einfügen"kba.de
Wichtig: Angabe von Hersteller, Fahrzeugtyp, Baujahr und Fahrgestellnummer.
Sie kostet ca. 14 EUR, die als Nachnahme erhoben werden


- TÜV Papiere
- ASU
- Geld (inklusive Kennzeichen ca. 100 EUR)


Nun muß man nur noch mit allen Papieren zur Zulassungsstelle (in München Zimmer 239 - keine Nummer ziehen, einfach direkt ins Zimmer gehen ;-) und spätestens eine halbe Stunde später hat man die Kennzeichen in der Hand.










Das Tal der Tränen (oder kaufe niemals ein Auto ohne Probefahrt)


September 2004, der TÜV war endlich bestanden und einem goldenen Herbst sollte nichts im Wege stehen. Als ich den Wagen nun endlich auf der Straße bewegen konnte, fiel mir gleich auf, daß der 2. Gang ein wenig schwer reinging ... und der 4. auch irgendwie ... Getriebe hinüber. Schleeeecht. Ok, das ist der Preis, wenn man ein Auto ohne Probefahrt kauft - obwohl man es nun wirklich besser wissen müßte (siehe Teil 1).


Nachdem die finanzielle Lage vom Kauf noch ein wenig angespannt war, habe ich mir überlegt, den Wagen noch so bis zum Winter zu fahren und dann das Getriebe über die Winterpause machen zu lassen. Die Fahrt sollte allerdings nicht allzu lange dauern - 120km, um genau zu sein.


Beim Ausfahren aus der Garage hat es dann einen lauten Schepperer getan und der Motor ist ausgegangen. Er ließ sich zwar mit Müh und Not wieder in Gang bekommen, man konnte dann aber einen kleinen Benzinspringbrunnen an den Drosselklappen beobachten - eigentlich recht hübsch anzuschauen, wenn es nur nicht an meinem Auto wäre ...


Komischerweise war ich zu diesem Zeitpunkt noch recht positiv eingestellt. Ich hatte mir eingeredet, daß nur ein Ventlil durchgeschlagen wäre und alles halb so wild ist. Weit gefehlt. Als ich im Winter bei der Fa. Bubetz in Odelzhausen anrief, um zu fragen was alles kaputt sei, hieß es, ich solle doch lieber mal vorbeikommen ... ein ganz schlechtes Zeichen. Als ich nun dort war, hat sich mir ein Bild des Grauens offenbart: der ganze Motor lag zerlegt auf einer Palette. Die Teile, die davon noch in Ordnung waren, konnte man an einer Hand abzählen.


Juni 2005, endlich waren Motor und Getriebe überholt (gut Ding will Weile haben). Eigentlich sollte nun alles ok sein. Bei meiner Probefahrt mußte ich dann jedoch feststellen, daß sich der Wagen bei zügiger Fahrweise nicht sonderlich gut um die Kurven fahren ließ. Nachdem es nun sowieso schon egal war, wollte ich dem Wagen vorne ein paar neue Dämpfer spendieren (die hinten waren erstaunlicherweise gut). Beim Ausbau haben wir dann festgestellt, daß die Federbeine zwar scheinbar original Porsche Federbeine waren, die aber mit Sicherheit nicht zu diesem Auto gehörten. Die neuen Dämpfer haben nämlich nicht reingepaßt - die alten übrigens auch nicht - die waren schlicht und ergreifend abgesägt. Das erklärt auch den kurzen Federweg. Kurzum, habe ich nun vorne auch noch ein komplett neues Fahrwerk.


Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dieses Jahr die optischen Mängel zu beheben (und das sind einige), aber irgendwie sollte das wohl noch nicht sein. Wenigstens habe ich nun ein technisch fast komplett neues Auto. Was noch fehlt sind die hinteren Achslager (momentan könnte ich jeden Drift Wettbewerb gewinnen), das werde ich als nächstes angehen. Und wenn ich mich irgendwann wieder erholt habe, kommt auch noch die Optik dran…


Zu diesem Kapitel hab ich leider keine Fotos - ich habs nicht übers Herz gebracht, das Elend auch noch abzulichten. Man sehe es mir nach ...



Alles wird gut(Salzburgring Classic (Aug. 05))



Nach dem ganzen Reparatur-Ärger habe ich mich nun entschieden, die Premiere auf der diesjährigen Salzburgring Classic zu feiern: 3 Läufe freies Fahren à 20 Minuten (siehe auch Bericht von Christoph letztes Jahr). Da es sich nicht um ein richtiges Rennen handelt ist die Veranstaltung ein idealer Einstieg für mich, insbesondere weil ich das "neue" Auto noch nicht viel gefahren bin und das Fahrwerk immer noch nicht repariert ist.



Im Vergleich zu letztem Jahr scheint es eine Veränderung in den Klasseneinteilungen gegeben zu haben. Im Gegensatz zu Christoph war ich (glücklicherweise) nicht in der größten Klasse: alles was über 2.5 Liter Hubraum hatte, war in einer eigenen Klasse. Zwar gab es ein paar 914er und GTAs, die unerreichbar waren, ansonsten war das Feld ziemlich homogen. Von 42 Startern waren übrigens fünf F-Modelle.



Alle drei Läufe waren ein Traum, der 1te noch ein bißchen holprig (auch bei mir, inklusive Ausritt ins Kiesbett bei der Schikane), aber dann lief es richtig gut. An der Stelle einen schönen Gruß an Jürgen mit seinem schwarzen Renn-"S" - der 2te Lauf war Klasse! Im 3ten Lauf haben dann die Reifen deutlich nachgelassen (Straßenreifen sind einfach nix für die Piste), sodaß sich das Auto noch schwerer handeln ließ und ich noch einen weiteren, diesmal ziemlich schnellen Ausritt ins Kiesbett hatte - dann habe ich es erstmal ein wenig langsamer angehen lassen ...


Trotzdem: alles in allem ein perfekter Tag! Top Wetter, top Organisation, viele bekannte Gesichter und keine größeren Ausfälle. Und nächstes Jahr, wenn Fahrwerk und Reifen passen ...





Wer mehr infos haben möchte, kann mich über elferclassix erreichen.

Grüße,
Jörn und mein 911 S 2.2, Bj. '70

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